Wenn Hören schwierig wird. Der Schwerhörigkeit wird in der Regel nicht die Aufmerksamkeit gewidmet, die sie braucht, obwohl mehr als 20 Prozent der Deutschen an einer Hörstörung leiden. Die Bedeutung dieser Volkskrankheit wird noch dadurch unterstrichen, wenn man bedenkt, dass über die Hälfte der Schwerhörigen keine adäquate Versorgung hat. Die Schwerhörigkeit bedeute viel mehr als schlechtes Hören. Die vielfältigen psychosozialen Folgen der Schwerhörigkeit wie Angst, Depres- sion und Vereinsamung haben eine große gesellschaftliche und gesundheitliche Bedeutung. Erhöhte Erkrankungsrate, Verschlechterung der Arzt-Patienten-Kommunikation sowie die schlechte Qualität einer medizinischen Therapie sind weitere damit assoziierte Folgeerscheinun- gen. Von der taubblinden Schriftstellerin Helen Keller stammt der Satz: „Nicht sehen können trennt von den Dingen, aber nicht hören können trennt von den Menschen.“ Vor diesem Hintergrund dürfe man sich nicht wundern, wenn die Schwerhörigkeit in mehreren wissenschaftlichen Arbeiten als der entschei- dende Faktor für die Entwicklung einer Demenz diskutiert wird. Schwerhörigkeit kann vielfältige Ursachen haben, deren exakte und rechtzeitige Diagnostik die Voraussetzung für ein sinnvolles und effekti- ves therapeutisches Vorgehen ist. Abhängig von der Ursache und Lokalisation der Schwerhörig- keit im äußeren Ohr, im Mittelohr oder Innenohr- bereich unterscheiden sich die therapeutischen Maßnahmen. Durch die Verbesserung der Hörstörung zum Bei- spiel durch eine Hörgeräteversorgung bei Alters- schwerhörigkeit würden sich soziale Funktionen, Kommunikation sowie kognitive Eigenschaften, depressive Symptome und damit die Lebens- qualität der Betroffenen signifikant verbessern. Auf einer rechtzeitigen Versorgung der Hör- störung kommt eine entscheidende Bedeutung zu. Besteht eine deutliche Schwerhörigkeit im Alter über längere Zeit hinweg, wird eine erfolg- reiche Hörgeräteanpassung meist schwierig. Die Fähigkeiten zur Sprachwahrnehmung und Verarbeitung im Gehirn verringere sich zuneh- mend, wenn die zentrale Hörbahn über Monate oder Jahre nicht adäquat akustisch stimuliert wird. Deshalb sollte im Alter beim Überschreiten eines definierten Hörverlustes möglichst schnell eine Hörgeräteversorgung erfolgen. 11