Das sollte man tun, wenn das Hören schwieriger wird
Malteser-Förderverein bot Vortragsveranstaltung im Kaufhaus Ahrens an
Marburg. Im Kaufhaus Ahrens richtete der Förderverein des Ambulanten Malteser Hospiz-und Palliativ-Pflegedienstes eine Veranstaltung zum Thema Schwerhörigkeit mit dem Vortrag „Wenn Hören schwierig wird – Herausforderungen und Lösungen“ aus. In dem einstündigen Vortrag besprach und erläuterte Professor Afshin Teymoortash, HNO-Zentrum-Mittelhessen, insbesondere verschiedene Aspekte und Ursachen der Schwerhörigkeit bis hin zu deren Diagnostik und Therapie.
Der Schwerhörigkeit wird in der Regel nicht die Aufmerksamkeit gewidmet, die sie braucht, obwohl mehr als 20 Prozent der Deutschen an einer Hörstörung leiden. „Die Bedeutung dieser Volkskrankheit wird noch dadurch unterstrichen, wenn man bedenkt, dass über die Hälfte der Schwerhörigen keine adäquate Versorgung hat“, sagte Teymoortash.
Die Schwerhörigkeit bedeute viel mehr als schlechtes Hören. Die vielfältigen psychosozialen Folgen der Schwerhörigkeit wie Angst, Depression und Vereinsamung haben eine große gesellschaftliche und gesundheitliche Bedeutung. Erhöhte Erkrankungsrate, Verschlechterung der Arzt-Patienten-Kommunikation sowie die schlechte Qualität einer medizinischen Therapie seien weitere damit assoziierte Folgeerscheinungen.
Von der taubblinden Schriftstellerin Helen Keller stammt der Satz: „Nicht sehen können trennt von den Dingen, aber nicht hören können trennt von den Menschen.“ Vor diesem Hintergrund dürfe man sich nicht wundern, wenn die Schwerhörigkeit in mehreren wissenschaftlichen Arbeiten als der entscheidende Faktor für die Entwicklung einer Demenz diskutiert wird.
Schwerhörigkeit kann vielfältige Ursachen haben, deren exakte und rechtzeitige Diagnostik die Voraussetzung für ein sinnvolles und effektives therapeutisches Vorgehen ist. Abhängig von der Ursache und Lokalisation der Schwerhörigkeit im äußeren Ohr, im Mittelohr oder Innenohrbereich unterscheiden sich die therapeutischen Maßnahmen.
Während des Vortrags wurde unter anderem auf die Rekonstruktion der Gehörkette bei entzündlichen Erkrankungen und auf implantierbare Hörsysteme hingewiesen. Durch die Verbesserung der Hörstörung zum Beispiel durch eine Hörgeräteversorgung bei Altersschwerhörigkeit würden sich soziale Funktionen, Kommunikation sowie kognitive Eigenschaften, depressive Symptome und damit die Lebensqualität der Betroffenen signifikant verbessern.
Teymoortash erklärte, dass einer rechtzeitigen Versorgung der Hörstörung eine entscheidende Bedeutung zukommt. Bestehe eine deutliche Schwerhörigkeit im Alter über längere Zeit hinweg, wird eine erfolgreiche Hörgeräteanpassung meist schwierig.
Die Fähigkeiten zur Sprachwahrnehmung und Verarbeitung im Gehirn verringere sich zunehmend, wenn die zentrale Hörbahn über Monate oder Jahre nicht adäquat akustisch stimuliert wird. Deshalb sollte im Alter beim Überschreiten eines definierten Hörverlustes möglichst schnell eine Hörgeräteversorgung erfolgen. Die Diagnose einer Hörstörung sollte bei einem HNO-Arzt oder Hörgeräteakustiker erfolgen, erläuterte Teymoortash.
Oberhessische Presse, 28. Oktober 2022